„Frieden schaffen ohne Waffen“ war
ja mein Motto in diesem Jahr. Staatsfeind Nummer Eins bislang auf der Parzelle:
der Apfelwickler. Und so – Ihr erinnert Euch – hatte ich mich für den Einsatz
von Schlupfwespen entschieden. Insgesamt 80.000 an der Zahl sollten mir beim
Bekämpfen der fiesen Viecher helfen, die in den vier großen alten Apfelbäumen ihr
Unwesen trieben.
Genau wie der Apfelwickler, der mal
als Falter, mal als fetter Wurm daherkommt, ändern auch die Schlupfwespen ihren
„Aggregatzustand“. Im Larvenstadium in handlichen kleinen Faltkärtchen verpackt
und im Abstand von einigen Wochen per Post an die wartende Gärtnerin versendet,
werden sie bald zu ausgewachsenen Trichogramma cacoeciae und fangen an, ihre
Eier in die der ollen Apfelwickler zu legen.
Lange Rede, kurzer Sinn: hat es was
gebracht, ständig in die Bäume zu krauchen und die Kärtchen auszutauschen? Ja!
Wenn ich eine Quote angeben müsste, läge die bei 20 Prozent. Soll heißen, nicht
alle Äpfel sind wurmfrei, aber fast. Und dafür, dass ich ausschließlich mit
biologischen „Waffen“ vorgegangen bin, ist das völlig akzeptabel.
Im letzten Jahr, unserem ersten
Apfelerntejahr auf der Parzelle, gab es keinen einzigen unbewohnten Apfel. Da
jedem angeknabberten Apfel die Fruchtfäule auf den Fersen folgt, war die ganze
Ernte vergammelt, ehe wir überhaupt einen reifen Apfel greifen und ihn vom
Pomologen bestimmen lassen konnten.
Ein Besuch beim gestrigen
Traditionsfest in den Späth’schen Baumschulen brachte nun die Auflösung. Zwei
wundervolle alte Damen saßen mit den ältesten, jemals gesichteten
Apfelbestimmungsbüchern auf der Bank, fühlten und rochen, schnippelten und
verglichen. Darf ich vorstellen?
Und so stehen sie seit etwa 50
Jahren auf meiner Parzelle, erzählen sich Geschichten von früher und spendeten der
Gärtnerin fleißig Äpfelchen in diesem Jahr, der Franzose, der Russe und der
Berliner.